Starship Troopers: 100.000 Tote in einer Stunde

Diese Filmkritik zu Starship Troopers erschien im Februar 1998 auf indonet.de. Für mein Archiv habe ich sie hier neu publiziert. Peinlich was, wie ich den Film nicht verstanden habe, oder?

Paul Verhoeven hat einen neuen Film gemacht. Eine Überraschung, denn sein letzter Streifen, Showgirls , war katastrophal – und zu Recht ein Flop. Eigentlich sollte er für das Vertrauen Hollywoods dankbar sein. Aber was macht er? Er dreht ein perfekt inszeniertes, faschistoides Spektakel der Hundert-Millionen-Dollar-Klasse. Was für den einen noch als Satire auf Kriegsfilme durchgehen mag, ist vielmehr ein Actionknaller, der dem Publikum faschistisches und totalitäres Gedankengut unterzujubeln versucht.

Die platte Story: Irgendwann im nächsten Jahrtausend. Die Erde besteht nur noch aus einem Staat, der Föderation. Alle sozialen Unterschiede – zwischen Völkern, Klassen und den Geschlechtern – sind beseitigt. Bis auf einen: Es gibt Zivilisten, und es gibt Soldaten. Nur die sind im Grunde wirklich Menschen, weil nur sie bereit sind, sich für ihr Volk aufzuopfern. Soldat zu werden, ist für die meisten Kinder dann auch ein Traum – der ihnen im interaktiven Fernsehen immer wieder präsentiert wird.

Viele der Highschool-Kids aus Buenos Aires gehen nach dem Schulabschluß zum Militär – selbst gegen den erklärten Willen der Eltern. Johnny Rico (Casper von Dien) ist der Star der Football-Mannschaft – und in Carmen Ibanez (Denise Richards) verliebt. Aber die liebt offenbar nur ihre Karriere. Denn sie will Pilotin werden. Anders hingegen Dizzy Flores (Dina Meyer). Um bei Johnny zu sein, läßt sie sich sogar in seine Militäreinheit versetzen. Aber er will von ihr nichts wissen.

Noch während der Grundausbildung der Schulkameraden tritt die Erde dann in den Krieg gegen die „Bugs“, abgrundtief böse (und auch häßliche) Insekten. Denn die schleudern mit Hilfe von Käferplasma todbringende Asteroiden gen Erde. Als Buenos Aires durch einen Angriff der Killerkometen dem Erdboden gleichgemacht wird, ist für die drei der Spaß vorbei – die Bugs müssen auf ihrem Heimatplaneten Klendathu ausgerottet werden. Und Johnny gehört zur mobilen Infanterie, der ersten Welle im Kampf gegen die blutgeilen Insekten.

Die Verluste im Kampf sind enorm – und werden auch noch gezeigt. Das Einzoomen auf zerfetzte Leichen scheint Verhoeven Spaß zu machen. Selbst Filme wie Rambo gehören im Vergleich mit diesem Machwerk ins Kinderprogramm. Während Johnnys Kameraden reihenweise niedergemetzelt werden, macht er rasant Karriere – dank seiner „natürlichen“ Führungspersona und seines unermüdlichen Einsatzes im Kampf Mann gegen Bug.
Was bleibt als Moral von der Geschicht‘? Hoffentlich gibt niemand dem holländischen Regisseur auch nur einen weiteren Dollar für Filme mehr in die Hand. Denn wenn man den Anspruch hat, eine Satire zu machen, sollte man zumindest das Stilmittel der Ironie beherrschen. Auch die Versatzstücke aus Anti-Kriegsfilmen retten den Film nicht.

Selbst ganze Szenen scheinen aus Meisterwerken wie Full Metal Jacket geklaut zu sein. Dennoch – in diesem Film verlieren sie ihre ironische Brechung. Die gesichtslosen Nobodies, mit denen der Macher von Basic Instinct die Hauptrollen besetzt hat, stammen aus amerikanischen Soaps – und dort hätten sie auch bleiben sollen. Die nötige Naivität haben sie nämlich. Verhoeven sagt selbst, die Schauspieler hätten die Ironie des Films nicht verstanden. Kann er dann ernsthaft erwarten, daß das Publikum klüger ist?

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