Diese Filmkritik zu Lebe lieber ungewöhnlich erschien im Januar 1998 auf indonet.de. Für mein Archiv habe ich sie hier neu publiziert:
Der schwärzeste Tag in Roberts Leben – erst den Job verloren, dann auch noch die Freundin und die Wohnung:
Solche Tage schaffen einfach jeden, auch den stärksten Raumpfleger. Denn Robert (Ewan McGregor) wird wegrationalisiert: Seine Freundin ersetzt ihn durch einen Aerobic-Trainer, sein Chef durch Putzroboter. Gegen diese Erniedrigung setzt er sich zur Wehr. Er bedroht seinen Boss, schließlich will er seinen Job zurück. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach. So ein Millionär hat nämlich viele Bodyguards – und eine hübsche Tochter.
Das stellt er aber erst fest, als die Wachleute ihn überwältigt und zu Boden geworfen haben. Planung ist nicht gerade seine Stärke. Auch Celine (Cameron Diaz) bemerkt das – und schiebt ihm die Pistole zu, die im Gerangel vor ihren Füßen gelandet ist. Der Grund: Sie ist auf ihren Daddy nicht gut zu sprechen. Denn der hat ihr gerade einen Job gegeben – und sie will gar nicht arbeiten. Sie hat sich an ihr Leben als gelangweilte Millionärstochter gewöhnt. Den goldenen Löffel entreißt ihr dann aber Robert: Er nimmt sie als Geisel, um aus dem Büro seines Chefs herauszukommen. Zu einem Gangster taugt der Möchtegern-Drehbuchautor aber gewiß nicht. Wie so eine Entführung ablaufen soll, weiß er dann auch nicht. Die Entführung war nämlich nicht geplant. Celine kennt sich aber aus und gibt ihm Nachhilfe…
Der sich entwickelnden Romanze zwischen Opfer und Täter hilft der Himmel noch ein Stückchen nach. Denn der Erzengel Gabriel schickt seine besten Agenten auf die Erde, um Robert und Celine zu verkuppeln. O’Reilly (Holly Hunter) und Jackson (Delroy Lindo) tun alles, um ihren Auftrag zu erfüllen. Nach oben zurück darf nämlich nur, wer Erfolge nachweisen kann. Und wer will schon länger als nötig auf unserem Planeten bleiben?
Wieder ein Topfilm vom Trainspotting -Team. Da stellt sich die Frage: Wieso gibt es keine deutschen Komödien dieser Qualität? Denn im neuen Werk von Danny Boyle sitzt jede Pointe. Die Chemie zwischen Ewan McGregor, dem britischen Sex-Symbol der Neunziger, und Cameron Diaz, der blonden Nachtclubsängerin aus Die Maske, stimmt einfach. Wem „Titanic“ zu lang ist, sollte diesen Film für das nächste Date nutzen.
Wer behauptet eigentlich immer, die Formel „Model becomes actress“ könne nicht funktionieren? Nach Die Hochzeit meines besten Freundes und diesem Film wird das jedenfalls keiner mehr von Cameron Diaz behaupten.
Der Tip zum Film: Unbedingt den Abspann ansehen!